(Aus einem Interview mit der Autorin, Berlin im März 1997)
Du erwähnst oft den Zehn-grad-Winkel. Könntest Du erklären, was das für Dich bedeutet?
John Greer: Ja, ich muss dazu aufstehen und es machen. (Steht auf und bewegt seinen Kopf, während er redet.) Wenn Dein Kopf um zehn Grad nach unten geneigt ist, hast du durch das Gewicht deines Gehirns Druck auf Deinem Schädel. Ich denke, dass dies wahrscheinlich einen Teil deines Gehirns aktiviert und dich nachdenklich macht. Dieser nachdenkliche Raum geht in alle Richtungen weiter. Wenn Dein Kopf um zehn Grad von der geraden Ebene nach hinten kippt, finde ich, dass er die Muskeln des Gesichtes fester zieht, das entspannt das Gesicht. So (den Kopf nach unten) hängt alles nach unten, zurück, fällt alles nach hinten. Es entspannt das Innere meines Gehirns, es nimmt den Druck von vorne. Es nimmt den Druck, und wenn ich meine Augen öffne, sehe ich alles von oben. Mit einem entspannten Gehirn öffne ich mich und mein Blickfeld vergrößert sich. Wenn Du geradeaus blickst, schaust du auf die Horizontlinie und du bist wachsam und aufmerksam.
Welches ist Deine bevorzugte Position?
John Greer: Die Bequemste ist zehn Grad nach oben. Die interessanteste ist die gerade Ebene. Man schläft mit gesenktem Kopf ein und selten nach hinten geneigt. Wenn du gerade nach unten siehst, bist du bewusster, dass du offen bist. Aber mit Deinem Kopf zurück, um zehn Grad, vergrößert sich der Bogen deines Blickfeldes und so bist du dir deiner Umgebung bewusster - du selber mit inbegriffen.
Also bevorzugst Du den Bewusstseinszustand, du schläfst nicht gerne?
John Greer: Oh doch. Wenn du dich schlafen legst, findest du Ruhe. Der Zehn-grad-Winkel ist sehr interessant. Normalerweise gehen Menschen nicht in Konfrontation mit ihrem Kopf nach hinten. Darum mag ich es, dass die Köpfe in "Vortiginous" nach hinten geneigt sind. Sie stehen sich nicht in Auseinandersetzung gegenüber. Es sind zwei Kulturen, die sich im Angesicht stehen, und sie sind offen und sich irgendwie ihrer Umgebung bewusst - aber nicht wirklich in ihr.
Heißt offen zu sein, für Dich auch, verletzlich zu sein?
John Greer: Nein. Weil dein Hals bloßgestellt ist, ist dein Blick aufmerksam. Du bist also nicht wirklich verletzlich wenn dein Kopf um zehn Grad nach hinten geneigt ist. Wenn er um zwanzig Grad geneigt wäre, oder mehr, dann bist du es! Ich meine, du läufst mit dem Kopf so weit nach oben gerichtet nicht eine Straße herunter. Du machst so etwas einfach nicht. Manchmal siehst du Touristen in dieser Haltung, sie schauen auf eine Karte und sie sehen nach oben und jeder ist beunruhigt, weil sie wie eine laufende Zielscheibe erscheinen. Irgendwie sind sie einfach nicht bei der Sache. Und sie müssen außerdem etwas anderes herausfinden.
Wenn du dich in einer Menschenmenge befindest, ist es ein ungeschützter Zustand. Aus einem unschuldigen Zustand heraus gibt dir jeder ein bisschen Raum und andere Leute geben Acht bis zu einem bestimmten Grad. Die Leute bemerken solche Dinge. Sie mögen sich dessen nicht wirklich bewusst sein, aber sie benutzen sie die ganze Zeit.